Die Gottesmutter und ihr vielfältiges Herz
Bei der Abfahrt in Wien um 7 Uhr hat es noch leicht geregnet, doch während des Tages wurde das Wetter immer sonniger und die Hitze hat zugenommen. Die Stimmung der PilgerInnen war von Anfang an von froher Erwartung auf die Wallfahrt geprägt.
Die Pilgermesse um 10 Uhr durften wir am Gnadenaltar feiern, P. DDr. Dominikus Kraschl OFM zelebrierte die hl. Messe und wies gleich zu Beginn auf den liturgischen Gedenktag des unbefleckten Herzens Mariens hin. Ganz allgemein verdichtet sich "im Symbol des Herzens ... das Geheimnis des Menschen." Am Vortag gedachte die Kirche des Herzens Jesu, Papst Pius XII. hatte den Gedenktag des Unbefleckten Herzens Mariens auf den darauffolgenden Tag gelegt. Denn das Herz der Muttergottes "gehört engstens zusammen mit dem Herzen ihres Sohnes", so P. Dominikus.
In seiner Predigt benannte er verschiedene Aspekte des Herzens der Gottesmutter:
Ihr Herz war REIN und UNBEFLECKT, um für die Geburt des Gottessohnes würdig zu sein.
Sie hatte ein OFFENES Herz für den Willen Gottes und somit auch für die Botschaft des Engels und konnte so die Antwort geben: "Siehe, ich bin die Magd des Herrn" (Lk 1,38).
Bei der Ankündigung der Geburt Jesu (Lk 1,26-28) offenbart sie ihr FRAGENDES und NACHDENKENDES Herz: "Wie soll das geschehen...?". Und nach der Geburt heißt es über sie: "Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen." (Lk 2,19)
Bei der Hochzeit in Kana (Joh 2,1-12) zeigt sich das MITFÜHLENDE Herz der Gottesmutter: Sie sieht die Not der Brautleute, denen der Wein ausgegangen ist und bewegt Jesus zum Handeln.
Ihr ganzes Leben lang wird ihr MITLEIDENDES Herz offenkundig. Der greise Simeon hatte ihr geweissagt: "...deine Seele wird ein Schwert durchdringen." (Lk 2,35) Dies gipfelt im Kreuzestod Jesu. Doch eben vom Kreuz aus wird sie uns auch zur Mutter gegeben, ihr mitleidendes Herz steht von da an der ganzen Menschheit offen.
Immer wieder zeigt sich auch das VERWUNDETE Herz der Gottesmutter, beispielsweise in der Botschaft von Fatima. Dort gab sie den Seherkindern zu verstehen, dass ihr unbeflecktes Herz durch die Sünden der Menschheit immer wieder verletzt werde und nach Sühne verlange.
In ihr BETENDES, BETRACHTENDES und JUBELNDES Herz gibt uns das Magnificat (Lk 1,46-55) Einblicke: "Meine Seele preist die Größe des Herrn..."
Marias Herz "preist Gott, der seine Verheißungen in Jesus Christus wahr gemacht hat", so der Franziskanerpater, Dozent für Philosphie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benedikt XVI. Heiligenkreuz und am Internationalen Theologischen Institut Trumau.
Am Ende seiner Predigt lud er die Gläubigen ein, von der Gottesmutter und ihrem Herzen Staunen und Dankbareit zu lernen und "alle Anliegen in ihr Herz hineinzulegen", auch das Anliegen um den Frieden in der Welt und im eigenen Herzen.
Besonders festlich machte die hl. Messe neben dem vollen Gemeindegesang das wunderbare Zusammenspiel von Freddy Staudigl (Trompete) und Thomas Dolezal (Orgel).
Nach dem Gottesdienst und einer persönlichen Zeit am Gnadenaltar, versammelte sich die Pilgergruppe vor der Basilika zum Gruppenfoto. Danach konnten alle ihre Mittagszeit in Mariazell selbst gestalten.
Am Rückweg nach Wien machten die beiden Pilgerbusse Halt in der Wallfahrtskirche Schwarzau "Maria vom guten Rat", wo in einer Andacht Dank und Bitten vor den Herrn und die Gottesmutter gebracht wurden und P. Dominikus den eucharistischen Segen spendete.
Beim Aussteigen am Wiener Schwedenplatz bekundeten viele freudestrahlend, was für ein schöner Tag das gewesen sei und dass sie im nächsten Jahr sicher wieder dabei sein werden, wenn der RSK nach Mariazell aufbricht.