Hochfest Hl. Petrus und Hl. Paulus / 13. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C) | 29. Juni 2025
Gedanken von Jakob Kremer (1924-2010)
Evangelium Mt 16, 13–19 zum Hochfest Peter und Paul
In jener Zeit, als Jesus in das Gebiet von Cäsaréa Philíppi kam, fragte er seine Jünger und sprach: Für wen halten die Menschen den Menschensohn?
Sie sagten: Die einen für Johannes den Täufer, andere für Elíja, wieder andere für Jeremía oder sonst einen Propheten. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?
Simon Petrus antwortete und sprach: Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes! Jesus antwortete und sagte zu ihm: Selig bist du, Simon Barjóna; denn nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern mein Vater im Himmel.
Ich aber sage dir: Du bist Petrus – der Fels – und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und die Pforten der Unterwelt werden sie nicht überwältigen.
Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird im Himmel gelöst sein.
Hinweis:
Da es bei Prof. Kremer keine Textauslegung zu den Schrifttexten des Hochfestes gibt, wird der von ihm ausgelegte Text zum 13. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C) 1 Kön 19, 16b 19-21 übernommen.
1 Kön 19,16b.19-21
In jenen Tagen sprach der Herr zu Elíja: Salbe Elíscha, den Sohn Schafats aus Ábel-Mehóla, zum Propheten an deiner Stelle.
Als Elíja vom Gottesberg weggegangen war, traf er Elíscha, den Sohn Schafats.
Er war gerade mit zwölf Gespannen am Pflügen und er selbst pflügte mit dem zwölften.
Im Vorbeigehen warf Elíja seinen Mantel über ihn.
Sogleich verließ Elíscha die Rinder, eilte Elíja nach und bat ihn:
Lass mich noch meinem Vater und meiner Mutter den Abschiedskuss geben; dann werde ich dir folgen.
Elíja antwortete: Geh, kehr um! Denn was habe ich dir getan?
Elíscha ging von ihm weg, nahm seine zwei Rinder und schlachtete sie.
Mit dem Joch der Rinder kochte er das Fleisch und setzte es den Leuten zum Essen vor.
Dann stand er auf, folgte Elíja und trat in seinen Dienst.
In diesen Tagen feiern Neugeweihte ihre Primiz. Vielen stellt sich dabei die Frage nach der Bedeutung des priesterlichen Amtes, besonders in einer Zeit, da Lebensformen sich gewandelt („Abschied von Hochwürden“) und Laien größere Bedeutung als früher haben. Die Erzählung über die Berufung Elischas lässt dieses Thema in einem weiteren Horizont sehen.
Elija hatte am Gottesberg Horeb unter anderem den Auftrag erhalten, Elischa zu seinem Nachfolger zu „salben“ (19,6). Der Sammler der Elijageschichten verknüpft damit locker eine aus anderer Quelle stammende Berufungserzählung (ohne Salbung). Diese veranschaulicht die Zusammengehörigkeit beider großen, aber auch verschiedenen Propheten (Elija war umherziehender Einzelgänger, Elischa ortsansässiges Haupt eines Schülerkreises). Elischa stammt aus einer begüterten Bauernfamilie. Er hat einen Acker mit zwölf jeweils von zwei Rindern gezogenen Pflügen zu bearbeiten.
Als er einmal selbst das zwölfte Gespann lenkt, geht Elija vorüber (Anspielung auf JHWHs „Vorübergang“ - 1 Kön 19,11?) und wirft ihm seinen Mantel über. Dieser ist Teil seiner Persönlichkeit (vgl. 1 Sam 18,4) und Zeichen seiner Wirksamkeit (2 Kön 2,8.13f). Das Bekleiden mit dem Mantel deutet symbolisch Elischas Berufung und Bevollmächtigung für den Dienst in der Kraft des Elija an.
Der Bauernsohn versteht dieses Symbol, verlässt seine Rinder und folgt dem Propheten. Er bittet aber, sich vorher von seinen Eltern verabschieden zu dürfen. Elija gestattet es, gibt ihm aber zu bedenken: „Was habe ich dir getan?“ (Urtext), das heißt, passt dazu noch ein solcher Aufschub? Ob Elischa sich noch verabschiedet, bleibt offen. Es heißt nur, dass er an Ort und Stelle die Rinder seines Gespanns schlachtet, das Fleisch mit dem Holz ihres Geschirrs kocht und den Knechten zum Abschied vorsetzt, was seinem späteren sozialen Verhalten entspricht (2 Kön 2,42-44). Er bricht mit seinem bisherigen Leben und stellt sich ganz in den Dienst Elijas, um wie dieser für JHWH zu eifern.
Für eine solche Inanspruchnahme und Forderung der Preisgabe gesicherter Existenz gibt es im Leben Jesu eine Parallele: Die Berufung einzelner (nicht aller!) zu seinen Jüngern und ihre Bevollmächtigung. Im Sonntagsevangelium spielt Jesus auf die Berufung durch Elija an (Lk 9,61f: „Abschied“, „Pflug“) und überbietet diese sogar an Radikalität (Verbot des Abschieds). Deshalb hat auch in der Kirche die Beschlagnahme und Bevollmächtigung einzelner zu besonderem Dienst ihren bleibenden Platz, mögen sich die äußeren Formen einer solchen speziellen Nachfolge auch wandeln.