Wie ich plötzlich beten gelernt habe
Es war im Herbst. Papa und Mama haben sich entschlossen zu heiraten. Natürlich waren sie schon verheiratet, aber nicht so richtig, wie unsere zwei Omis das immer sagen. Und weil Papa und Mama ein altes Haus gekauft haben, mit einem Garten für uns Buben, brauchen sie den besonderen Segen Gottes. Unsere Mama war eine wunderschöne Braut. Ganz weiß war das Kleid und einen durchsichtigen Schleier hat sie am Kopf gehabt. Papa, der immer im blauen T-Shirt und Jeans rumläuft, hat einen richtigen dunklen Anzug mit Mascherl getragen. „Wow“, haben die vielen Gäste gemurmelt, als die beiden in unsere Pfarrkirche hineingegangen sind. Ja, auch wir beide hatten Anzüge bekommen und ein weißes Hemd und ein Mascherl ... Der Herr Pfarrer hat gesagt, dass Mama und Papa einander versprechen beisammenzubleiben, auch wenn es nicht so schön ist. Die Orgel hat schöne Lieder gespielt, Papa und Mama haben sich geküsst, aber das tun sie eh immer. Die Tanten haben geweint und die Omamas haben gelächelt. Dann sind wir alle gesegnet worden.
Es hat ein Riesenfest im größten Gasthaus unseres Dorfes gegeben. Viel Musik, viel leckeres Essen, viele gute Getränke, Mama hat immer aufgepasst, dass alles funktioniert und Papa hat sich irrsinnig gefreut, das hat man ihm angesehen. Dann haben alle getanzt und gescherzt und uns Jungen war eigentlich – langweilig. Nach dem Essen sind wir davongeschlichen. Auf unserem Grund, in unserem Garten ist noch der Bagger gestanden. Wir sind umhergestanden und mein kleiner Bruder hat sich lachend in die Baggerschaufel gesetzt! Mit dem neuen Anzug!

„He Mathi, kannst du mich heben? Ein Freund vom Papa hat das schon einmal mit mir gemacht! Ist urlustig.“ Eigentlich habe ich mich nicht getraut, mich in die Fahrerkabine zu setzen, aber vor meinem jüngeren Bruder kann man nicht feige dastehen! „Na klar, ha, ha, ich probiers!“ Ich habe vermutet, dass es ohnedies nicht funktioniert ohne Zündschlüssel... Dann bin ich hinaufgeklettert und – o Schreck – der Zündschlüssel ist gesteckt! „He, was ist, Mathi, probier es mal! Oder bist du feige?“
„Natürlich nicht!“ Ich habe herumprobiert, der Motor ist gelaufen, ich habe den Schlüssel zurückdrehen wollen, habe an irgendeinem Hebel oder Schalter gedreht, und die Baggerschaufel mit meinem kleinen Bruder hat sich in die Luft erhoben! Der hat vor Vergnügen gequietscht und gelacht! „Suuupi, Oida, du bist a Wahnsinn!“ Aber ich war gar nicht „super“, weil die Baggerschaufel in der höchsten Position stecken geblieben ist. Wieder habe ich an allen Schaltern und Hebeln gezogen und gerüttelt, aber die Baggerschaufel mit meinem kleinen Bruder hat sich nicht bewegt. Ich habe geschwitzt und gerüttelt... Nichts!
„He, Mathi, fahr mich runter, ich muss aufs Klo!“ Das auch noch! „Ich kann dich nicht herunterholen, da steckt was“, habe ich zurückgerufen. Ich habe es weiter probiert. Nichts. „Lieber Gott, hilf uns, ich kann doch meinen kleinen Bruder nicht alleine lassen!“, habe ich gebetet. „Mathi, mir ist kalt, weißt du was, jetzt beten wir einfach, dann wird schon wer kommen!“, hat der Kleine da oben gerufen. Also haben wir begonnen, ein Gesätzchen vom Rosenkranz zu beten, wie uns die Urlioma das gezeigt hat. Der Kleine da oben in der Baggerschaufel hat das gekonnt, ich nicht, weil ich zu faul war zu beten. Ich habe nur schreckliche Angst gehabt, weil es langsam gedämmert hat... Ich weiß nicht mehr wie, aber plötzlich ist die ganze Hochzeitsgesellschaft mit Mama und Papa vor dem Bagger gestanden. Wir waren gerettet! Die Omi hat uns dann zur Seite genommen und geflüstert: „Ihr Lausbuben, ich habe heute besonders für euch gebetet, seht ihr, wie es funktioniert?“
(Seither bete ich jeden Tag ein Gesätzchen vom Rosenkranz..., dauert gar nicht lange...)
Ein gesegnetes Weihnachtsfest wünscht euch
Hannelore
Statt eines Rätsels habe ich eine Aufgabe für dich:
Suche im „Gotteslob“ (es liegt in jeder Kirche auf) das Kapitel 4, auf Seite 38:
DER ROSENKRANZ, lies es bitte. Suche auf Seite 39 ein Geheimnis, das zur Weihnachtszeit passt. Bete das Ave Maria mit dem Geheimnis dreimal (Erwachsene beten es zehnmal) und schicke das Geheimnis in schöner Schrift an uns.

FRK, Postfach 695, A-1011 Wien;
Einsendeschluss: 25. Februar 2026.
Vergesst nicht, euer Alter anzugeben.
Schöne Bücher warten auf euch.
In einem Mail an zent@rsk-ma.at kannst du eine Printversion der Zeitschrift erbitten und kannst dann die Aufgabe lösen.
© Handgemaltes: Hannelore Forstreiter
© Foto Briefkasten: Klaus Brüheim/pixelio.de
