1a Die Frevler tauschen ihre verkehrten Gedanken aus
und sagen:
12 Lasst uns dem Gerechten auflauern!
Er ist uns unbequem und steht unserem Tun im Weg.
Er wirft uns Vergehen gegen das Gesetz vor
und beschuldigt uns des Verrats an unserer Erziehung.
17 Wir wollen sehen, ob seine Worte wahr sind,
und prüfen, wie es mit ihm ausgeht.
18 Ist der Gerechte wirklich Sohn Gottes,
dann nimmt sich Gott seiner an
und entreißt ihn der Hand seiner Gegner.
19 Roh und grausam wollen wir mit ihm verfahren,
um seine Sanftmut kennen zu lernen,
seine Geduld zu erproben.
20 Zu einem ehrlosen Tod wollen wir ihn verurteilen;
er behauptet ja, es werde ihm Hilfe gewährt.
Bei Auseinandersetzungen in kirchlichen oder politischen Kreisen geht es bekanntlich kaum ohne Emotionen ab. Angesichts der Auffassung des einen fühlt sich der andere in Frage gestellt und zur Selbstverteidigung provoziert. So war es auch schon in der jüdischen Diaspora zu Alexandrien im 1. Jahrhundert v. Chr. Die liberal und epikureisch denkenden, nur auf ein angenehmes Leben bedachten Juden - als gottlose „Frevler“ bezeichnet - empfanden die Lebensweise ihrer gesetzestreuen Volksgenossen, der „Gerechten“, als ständige Anklage.
Der Verfasser des Weisheitsbuches lässt sie in einer frei gestalteten Rede ihre Aggressionen äußern: Sie wollen sich des unbequemen Anklägers entledigen (der eine „Gerechte“ steht für alle anderen). Als Weg dazu wählen sie einen doppelten Text, der den Frommen als unzuständig entlarven soll. Erstens wollen sie ihm durch ihre Nachstellungen so zusetzen, dass er in seiner Bedrängnis die Geduld verliert. So muss er wie andere Zeitgenossen - nach verbreiteter Meinung - erkennen, dass Gott ihn straft und nicht schützt. „Sohn Gottes“ bezieht sich hier auf den Anspruch gläubiger Juden, als auserwähltes Volk „Sohn“ (naher Angehöriger) JHWHs zu sein (vgl. Hos 11,1; Röm 9,4). Zweitens wollen die Frevler den Gerechten öffentlich bloßstellen, indem sie ihn einem ehrlosen Tod preisgeben, der von vielen mehr noch als Leid und Qual für ein Gottesgericht gehalten wurde.
Die Rechnung der Frevler mag ihrer Ansicht nach sogar aufgehen, da für sie einzig das irdische Wohl der Geprüften den Ausschlag gibt. Der Weisheitslehrer jedoch ist am Ausgang des doppelten Tests überhaupt nicht interessiert; denn im Unterschied zu den „Toren“ weiß er, dass der biologische Tod nicht das Ende menschlichen Lebens ist und irdisches Glück keineswegs ein eindeutiges Zeichen göttlichen Wohlwollens bildet (2,21-24). Mit seinen Worten will er hingegen die törichte Bosheit der „Gottlosen“ aufdecken.
Wie vielen Juden in der damaligen und späteren Diaspora kann seine Entlarvung der „Frevler“ uns auch heute noch den Blick öffnen, um die allenthalben praktizierte (bewusste oder unbewusste) Verfolgung unbequemer Gegner richtig zu bewerten.
Angeregt durch den Ausdruck „Sohn Gottes“ haben Christen später in diesem Text einen Hinweis auf Jesus als Sohn Gottes erkannt. Er wurde einem schändlichen Tod preisgegeben, und von Frommen konnte er daher sogar als ein von Gott Verfluchter betrachtet werden (vgl. Dtn 21,23); durch seine Auferweckung wurde er dann aber als „gerechtfertigt“ ausgewiesen (1 Tim 3,16), da er in seinem geduldigen Gehorsam die ihm auferlegte Probe bestand (vgl. Hebr 5,7).
Jak 3,16 - 4,3
16 Wo Eifersucht und Ehrgeiz herrschen,
da gibt es Unordnung und böse Taten jeder Art.
17 Doch die Weisheit von oben
ist erstens heilig,
sodann friedlich, freundlich, gehorsam,
voll Erbarmen und reich an guten Früchten,
sie ist unparteiisch, sie heuchelt nicht.
18 Wo Frieden herrscht,
wird von Gott für die Menschen, die Frieden stiften,
die Saat der Gerechtigkeit ausgestreut.
1 Woher kommen die Kriege bei euch,
woher die Streitigkeiten?
Doch nur vom Kampf der Leidenschaften in eurem Innern.
2 Ihr begehrt und erhaltet doch nichts.
Ihr mordet und seid eifersüchtig
und könnt dennoch nichts erreichen.
Ihr streitet und führt Krieg.
Ihr erhaltet nichts, weil ihr nicht bittet.
3 Ihr bittet und empfangt doch nichts,
weil ihr in böser Absicht bittet,
um es in eurer Leidenschaft zu verschwenden.
Die Wurzel der Skandale
Die Skandale im politischen, wirtschaftlichen und privaten Bereich nehmen nicht ab. Wie kann man ihnen Einhalt gebieten? Rein administrative Maßnahmen erweisen sich meist nur als Schönheitsoperationen, die ein Übel mehr verdecken als heilen. Auf die tiefere Wurzel verweist unsere Lesung. Der Verfasser des Jakobusbriefes schreibt zunächst im Blick auf Skandale in der jungen Christengemeinde; er legt damit aber zugleich den Finger auf die wunden Stellen unserer heutigen Gesellschaft.
„Eifersucht und Ehrgeiz“ führen oft im Unterschied zur „Weisheit von oben“ zu Auseinandersetzungen, die mitunter die Form von „Kriegen“ annehmen, d. h. von „tödlichen“ Konfrontationen, nicht so sehr mit dem Schwert als mit Verdächtigung, Ehrabschneidung und Verleumdung (vgl. Mt 5,22). Ursprung dieser Feindschaften sind letztlich „die Leidenschaften“ (wörtlich: die Lüste, die in den Gliedern kämpfen), sofern diese Begierden sich nicht bloß gegen das Gewissen durchsetzen, sondern auch einander übertrumpfen wollen (Ehrgeiz, Prahlerei, Geldgier, Völlerei, u. ä.). Auch bei heutigen Skandalen entdeckt man leicht die „Triebe“, deren Macht schon in der Antike bekannt war.
Wer ein Anwachsen der Skandale verhindern will, muss daher wesentlich auf eine Änderung der Menschen bedacht sein. Mit Recht wird in letzter Zeit wieder an das Wort „Tugend“ erinnert, das die christliche Kirche von den alten Menschheitslehrern übernommen hat, um zur Beherrschung der menschlichen Triebe anzuleiten.
Wie wenig es einträgt, den „Lüsten“ uneingeschränkt nachzugeben, erläutert der Autor, indem er seinen Lesern das Sinnlose ihres Verhaltens vor Augen hält. All ihr Begehren bleibt letztlich ohne echten Erfolg: Auch der größte Reichtum zerfällt, der schönste und gesündeste Leib wird eines Tages zu Staub und Asche, höchster Ruhm nützt dem Begrabenen nichts. Und wozu führen Ehrgeiz, Geldgier und Genusssucht in Familie, Gesellschaft und kirchlicher Gemeinde?
Schließlich bleibt jedes Bemühen vergeblich, wenn es nicht vom Gebet getragen ist. Gemeint ist damit das rechte Beten als Grundhaltung des Menschen, der um seine Abhängigkeit von Gott weiß. Aber selbst das Gebet von Christen ist gefährdet: Wer nur bittet, damit seine Begierden erfüllt werden, betet schlecht und braucht sich über eine fehlende Erhörung nicht zu wundern.
Die Broschüre ist bestens geeignet, um sie all jenen weiter zu geben, die wissen möchten, was der RSK ist. Erhältlich bei: zent@rsk-ma.at, wenn Sie kostenlose Exemplare zum Weitergeben wünschen.
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Was ist der RSK?
Der Rosenkranz-Sühnekreuzzug ist eine 1947 auf den Trümmern des Zweiten Weltkrieges gegründete Gebetsgemeinschaft zum Erhalt des Friedens in der Welt. Gegründet wurde sie von Franziskanerpater Petrus Pavlicek in Wien. Heute gehören dem "RSK" weltweit hunderttausende Menschen in 132 Ländern an. 2022 feierte die Gebetsgemeinschaft ihr 75-jährigesBestehen mit zahlreichen Gottesdiensten und Veranstaltungen.